Israel Air Force Museum Hatzerim
Das Israel Air Force Museum in der Nähe von Be’er Sheva steht für knapp 70 Jahre Militärgeschichte der israelischen Luftwaffe. Nahezu unbekannt fristet diese einmalige Sammlung historischer Flugzeuge im Schatten der Luftwaffenbasis Hatzerim ein eher bescheidenes Dasein.
Wirf auch einen Blick meine Fotostrecke. 50 Aufnahmen von teils seltenen historischen Flugzeugen warten auf dich.
Durch Zufall fand ich das IAF Museum
2012 fuhr ich, mehr durch Zufall ,von Be’er Sheva in Richtung Mittelmeer. Der Shabbat hielt in Israel unverkennbar seinen Einzug, die Straßen waren von den vielen Menschen gefüllt, die noch ihre letzten Einkäufe für das jüdische Wochenende erledigten. Links von mir reihte sich ein Militärkomplex an den nächsten. AIR FORCE MUSEUM, stand plötzlich auf einem Schild!
Wer baut denn hier in Mitten der Wüste zwischen Militäranlagen ein Museum hin, na klar die Israel Air Force (IAF).
Gas weg, Tritt auf die Bremse, Blinker raus und nach israelischer Gewohnheit nach einmal Hupen, damit der Folgeverkehr auch mitbekommt, dass ich etwas Verkehrswidriges vorhabe.
Shabbat, das Museum war geschlossen
Auf dem ausgedehnten Parkplatz stand kein Auto, kein Bus, nur mein kleiner Nissan. Mist, Shabbat, das Museum hatte geschlossen, erst am Sonntag sollten sich die Türen wieder öffnen, leider ohne mich! Am Sonntag würde mich ein Flugzeug bereits wieder nach Berlin bringen. Meine Hand griff nur noch zum Handy, die GPS App war schnell gefunden und dieser Ort im Negev und seine Koordinaten gespeichert. Ich komme wieder, das wusste ich!
Dezember 2012 in Eilat
Fünf Monate später saß ich im Nova Like Hotel in Eilat, meine Ausbildung zum Advanced Open Water Diver, samt Nitrox Befähigung war abgeschlossen und einem Besuch des Museums in der Nähe von Be’er Sheva stand nun nichts mehr im Wege! Oder doch? Wie überzeuge ich meine Frau, mit mir 250 Kilometer durch die Wüste zufahren, nur um stundenlang alte Flugzeuge zu bewundern?
Bei mir war es die pure Leidenschaft. Als 12 Jähriger baute ich Segelflugmodelle, mit 16 Jahren sprang ich das erst Mal aus einem Doppeldecker der alten, russischen „Tante Anna“ (AN 2). Dieses Museum war ein MUSS!
Überzeugungsarbeit bei meiner Frau
Ich brannte darauf, die alten Maschinen live zu sehen. Aber meine Frau…, hmm. Jeden Donnerstag ist doch morgens in Be’er Sheva ein großer Beduinenmarkt, fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Meine Frau und Märkte aller Art, insbesondere Klamottenmärkte, üben eine magische Anziehungskraft aufeinander aus. Es graute mir zwar bei dem Gedanken, stundenlang die Beutestücke der Angetrauten zu bewundern, aber da musste ich durch! Der Deal war schnell geschlossen, erst Beduinenmarkt, dann Flugzeuge!
Beduinenmarkt in Be’er Sheva
Tapfer fügte ich mich am nächsten Morgen in meinem Schicksal und bewunderte überschwänglich die doch so hübschen Schuhe, Kleider, Hemden und Hosen, die mir mein Weib stolz präsentierte. Drei Stunden später gab es keinen Stand, der nicht in Augenschein genommen wurde. Gekauft wurden nur ein paar Schuhe und ein T-Shirt. Und dafür drei Stunden, dachte ich nur, zeigte jedoch gespielt begeisterte Freude über die hübschen Treter! Jetzt schnell zum Luftwaffenmuseum, denn es schloss ja bereits in sechs Stunden. Im gleichen Tempo wie sich meine Mundwinkel nach oben zogen, fielen die von meiner Frau nach unten. Tja, das ganze Leben besteht aus Kompromissen!
Israel Air Force Museum Hatserim
15 Minuten später stand ich wie einige paar Monate zuvor auf dem großen Parkplatz im Eingangsbereich des Museums. Wieder gähnte mir eine große Leere entgegen. Kein Fahrzeug, nur meine Frau und ich!
Ängstlich blickten meine Augen zum verlassenen Kiosk am Eingangstor. Ich werde doch wohl die Qualen der letzten Stunden nicht umsonst ertragen haben, dachte ich gerade, als sich ein Mann hinter dem Kiosk bewegte und mich fragte, ob ich ins Museum möchte. Meine Hand suchte nur noch nach der Brieftasche und zog einen Einhundert Scheckel Schein als Zeichen der Angebotsannahme heraus. Ich bekam 40 Scheckel zurück und wir beide durften das Gelände betreten.
Das verlockende Angebot, von einer der jungen hübschen Soldatin in hautenger Uniform über das Gelände geführt zu werden, schlug ich dankend aus. Ich hatte ja meine Frau dabei, das musste reichen! Nur nicht übers Ziel hinaus schießen! Den, sicher genau so heißen und süßen Kaffee für 12 Scheckel bezahlte ich mit dem Wechselgeld!
Messerschmidt im israelsichen Unabhängigkeitskampf
Über 150 Flugzeuge erzählten mir die israelische Militärgeschichte des Luftkampfes. Stolz berichtete eine alte Messerschmidt tschechischer Bauart (S199-MEZEK), wie sie 1948 zusammen mit 25 ihrer Schwestern von der IAF gekauft und dann wegen des bestehenden Waffenembargos nach Israel geschmuggelt wurde.
Moddy Alon, der erste Kommandeur eines israelischen Luftwaffengeschwaders sei mit ihr geflogen, stöhnte es angeberisch aus dem alten Rumpf des Kampfflugzeuges. Erhaben konnte sie sein, diese „Messer“(Sakin), wie sie die Piloten liebevoll nannten. Errang sie doch den ersten Sieg der noch jungen Luftwaffe gegen ein Geschwader ägyptischer „Dakotas“, die ihre todbringende Last über Tel Aviv abwerfen wollten.
Rosinenbomber im Sueskrieg
Einige Meter weiter stand eine, nach über 53 Jahren Einsatz, in Rente gegangene Dougles DC-3/C-47! Von 1948 bis 2001 war sie im Dienst der IAF. Während der Sueskrise brachte sie die Fallschirmjäger der Israel Defensiv Forces(IDF) in ihr Einsatzgebiet auf die Sinaihalbinsel. Ein wenig hatte ich jedoch das Gefühl, dass mich die dicke Dame anflunkerte, als sie mir dann noch erzählte, dass sie in ihrer Jugend, bevor es den Staat Israel gab, als „Rosinenbomber“ in Berlin im Einsatz war.
Meine Achtung vor dem Alter und ihren Verdiensten ließ mich ehrfurchtsvoll schweigen. Unauffällig suchten meine Augen nach Zeugen aus dem Jahr 1967, dem Sechs Tage Krieg.
Eine Französin gewinnt im Sechs Tage Krieg
Mit dem geöffneten Maul eines weißen Hais empfing mich die französische „Dassault Super Mystère B-2.“ Schnell wie dieses edle Unterwassertier war sie allelmal, konnte die „Sambad“ doch, wie dieser Jäger und Bomber in Israel genannt wurde, problemlos die Schallmauer durchbrechen.
1000 Panzer und über 100.000 Soldaten brachte Ägypten bis zum 5. Juni 1967 an seiner Grenze zu Israel in Stellung. Die Straße von Tiran, so nennt sich der Übergang vom Roten Meer zum Indischen Ozean, war für jüdische Schiffe gesperrt, die schützenden UN Truppen wurden auf Betreiben Ägyptens zurückgezogen. Ein Luftangriff stand unmittelbar bevor, erklärte mir der zahnlose Rachen des Jagdbombers.
Genau in dem Moment, wo die noch betenden ägyptischen Piloten ihre MIG’s besteigen wollten, flog die „Super Mystère“ ihren ersten Kampfeinsatz. Durch die errungene Lufthoheit, konnte der Krieg am sechsten Tag, dem 10. Juni 1967, siegreich beendet werden.
Über weitere todbringende Einsätze berichtete sie noch im Ermüdungskrieg, den Ägypten bis 1970 auf dem Sinai gegen Israel führte. Langsam zog ich mich von dieser kriegserfahrenen Herrin der Lüfte zurück, meine Suche galt einem Zeitzeugen des Yom Kippur Krieges.
Die Phantom über Damaskus
Eine traurige Geschichte wusste eine McDonnell Douglas F-4E EPhantome preiszugeben. 50 ihrer Geschwister wurden von sowjetischen Flugabwehrsystemen während des „Yom Kippur“ Krieges abgeschossen.
Zwei Tage brauchte Israel nach den Angriffen am Versöhnungstag (25.10.1973), um an den zwei Fronten, im Norden gegen Syrien und im Süden gegen die ägyptische Streitmacht, die Oberhand zugewinnen. Zahlreiche Angriffe flog die Kumas, so nennt sich dieses Kriegsgerät auf Hebräisch, über Damaskus. Zusammen mit der französischen Mirage konnte auch dieser Luftkrieg gewonnen werden.
Noch während sie mir bis ins kleinste Detail die Angriffe schilderte, verneigte ich mich vor der „Phantom“ und dachte an die Piloten der IAF, die für das „Heiliges Land“ ihr Leben verloren hatten.
Ein Tag im Israel Air Force Museum ist zu kurz
„In einer Stunde schließt das Museum“, hörte ich meine Frau von der anderen Ecke des Areals rufen. Stundenlang hätte ich mir noch die Geschichten der Flugzeuge anhören können, für mich war das Areal einfach zu gewaltig, um an einem Tag alles bewundern zu können.
Ganze Seiten könnte ich hier mit der Entwicklung der Drohnen füllen, viele dieser unbemannten Kriegsgeräte begegne ich auf meinem Weg durch die Ausstellung.
Zielstrebig ging ich zu einem Jagdflugzeug in einer weißen Lackierung. Neu und kampfunerfahren stach sie, glänzend wie ein Diamant, aus den Tarnfarbenden Grundtönen der anderen Exponate hervor.
Israel Airforces Industrie (IAI) LAVI B-1
Dieses weiß blaue Prachtstück eines Jagdfliegers, konnte mir allerdings keine Geschichte über gewonnene Luftkämpfe erzählen. Dafür kannte sie jedoch die Geschichte eines kleinen Volkes, das in der Lage war, mit seiner Hochleistungstechnologie ein eigenes Kampfflugzeug zu entwickeln. 1982, so erzählte sie, wurde mit ihrem Bau begonnen. Nach nur 4 Jahren Bauzeit flog sie als Prototyp über den heißen Wüstensand des Negev. Ihre Konstrukteure waren von den Ergebnissen stark beeindruckt. Auch der zweite Protyp überzeugte 1986 alle Kritiker. Aber wie so oft im Leben, wenn man jung ist und besser als die alten Hasen, werden einem schir unüberwindbare Steine in den Weg gelegt, sprach das junge Flugzeug. Israel und die USA wollten sich die Kosten für die Entwicklung aufteilen, 60% Israel und 40% die USA.
Das Aus für den Löwen
Nach den Testflügen zeichnete sich ab, das die IAI Lavi eine echte Kongruenz für die F 16 und die F/A 18 werden würde. Damit verabschiedeten sich die USA aus der Finanzierung des Jägers. Alleine und verlassen, stand sie nun traurig als Zeugin israelischer Ingenieurskunst im Israel Air Force Museum.
Eine Frage musste ich ihr aber noch stellen: „Warum hast du so viel Ähnlichkeit mit der chinesischen „Chengdu J-10?“ Der kleine Löwe, das ist übrigens die Übersetzung für Lavi, zog seinen Deltaflügel leicht nach oben, senkte seine Spitze schüchtern nach unten und lächelte mich aus dem Cockpit an.
Eine Antwort bekam ich nicht. Aber die brauchte ich nun auch nicht mehr. Wir verstanden uns plötzlich wortlos.
Ich werde wieder kommen
Drei Stunden später saß ich beseelt mit über 400 Aufnahmen von Flugzeugen, Drohnen und Hubschraubern im Hotelzimmer in Eilat. Irgendwann wirst du diese Aufnahmen im Internet veröffentlichen, dachte ich. Und heute habe ich hiermit den Anfang gemacht!
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