Wüste-Wandern-Kleidung – Was trage ich und Warum in der Wüste
Die Wüstenbekleidung für eine Wanderung durch den Negev oder auch durch andere Wüsten stellt eine gänzlich andere Herausforderung dar, als wir sie von den gemäßigten Klimazonen gewöhnt sind. Extrem hohe Hitze und niedrige Luftfeuchtigkeit prägen das Wüstenklima. Durch die geringe Luftfeuchtigkeit kann der Schweiß so schnell verdampfen, dass der Kühleffekt des Verdunstens nahezu aufgehoben wird. In diesem Artikel teile ich meine Wüstenerfahrung in Bezug auf eine zweckmäßige Bekleidung mit. Ich zeige Möglichkeiten, auf wie die Hitze in der Wüste zu ertragen ist und wie wir durch eine zweckmäßige Bekleidung die natürlichen Mechanismen unseres Körpers gegen die Extreme dieser unversöhnlichen aber traumhaft schönen Umgebung maximieren können.
Dieser Beitrag deckt für den Wanderer die heiße Jahreszeit des Jahres ab, also die Jahreszeit, wo die Lufttemperatur zwischen 30 und 50 Grad Celsius liegen können. Für den Hiker auf dem Israel National Trail im Negev betrifft es die Monate März bis einschließlich Oktober. Ebenso für die Judäische Wüste in Israel oder im Wadi Rum in Jordanien bzw. auf dem Sinai. Für die kühleren Monate gibt es ausreichendes Informationsmaterial und Checklisten im Internet.
Grundsätzlich empfehle ich für die meisten Bekleidungsstücke Baumwolltextilien, aber bitte wirklich nur für das trockene heiße Wüstenklima. Wer Baumwollbekleidung in kalten Klimazonen trägt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er friert. Auch in tropischen oder subtropischen Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit ist Baumwolle denkbar ungeeignet.
Achtung, die Sonne lacht
UV-Schutz ist, gerade bei längeren Touren, ein ernstzunehmendes Problem und stellt hohe Anforderungen an die Wüstenbekleidung. Nicht nur der Sonnenbrand sondern auch Krebs haben ihre Ursachen im mangelnden UV-Schutz. Aussage über den UV Schutz gibt der UPF – Wert. Als Faustregel reicht, mit Ausnahme von den Monaten Juni und Juli, ein UPF- Wert von 20 aus, um sich ca. 8 Stunden im Freien zu bewegen. Leider sind nur wenige Textilien zertifiziert. Weiterhin weichen die Messverfahren stark voneinander ab. In einem der nächsten Beiträge werde ich konkreter darauf eingehen. Solange beim Kauf des Hemdes oder der Hose darauf geachtet wird, dass möglichst eine dunkle Farbe und eine hohe Webdichte verwendet wird, dürfte ein Schutz gewährleistet sein. Nach einer Studie des Bundesamtes für Arbeitsschutz wiesen die Farben Blau und Braunrot die höchsten Schutzwerte bei Baumwolle auf.
Tarnfarben mögen zwar für den einen oder anderen schick sein, sie sind aber zumindest für Israel nicht empfehlenswert. Prima eignen sie sich für Kriegsgebiete. Leicht entschwindet man so dem Blick der Rebellen oder Terroristen. Weniger hilfreich sind sie für den Wanderer, der sich in den Weiten der Wüste verirrte oder verletzt am Boden liegend, gefunden werden möchte.
Lange Hose, die Grundlage einer Wüstenbekleidung
Ich weiß, viele mögen bei warmen Wetter ihre kurze Hose, aber ein knallroter Sonnenbrand auf dem Oberschenkel, über dem sich der Schweiß in all die Kratzer und Risse ergießt, welche die zahlreichen Dornen des Vortages hinterließen, ist kein angenehmes Gefühl. Die nackte Haut benötigt zwingend einen Schutz vor der Sonne.
Bis zu 15 Liter Schweiß kann der Körper am Tag bei starker Hitze und anstrengender Wegstrecke produzieren. Nahezu wirkungslos wird dieser edle Tropfen Nass von der nackten Haut durch den heißen Wüstenwind davongetragen. Kein Grad geht unsere Temperatur dadurch herunter. Immer neuer Schweiß wird von uns unbemerkt produziert. Eine Verringerung der unkontrollierten Verdunstung kann dabei helfen, im obrigen Beispiel bis zu 5 Liter Schweiß einsparen. Wasser, das wir folglich weniger tragen müssen.
Weit und luftig, statt eng und sexy
Ruhig eine Konfektionsgröße mehr, die locker über Beine und Gesäß fällt, dabei aber nicht den Gürtel vergessen. Ich selbst verliere während einer Woche Wüstenwanderung bis zu vier Kilogramm, und ich hasse rutschende Hosen. Lose sitzende Kleidung erlaubt einen gewissen Luftstrom zwischen den Schichten und der Haut. Dies hat eine kühlende Wirkung. Der dadurch verdunstete Schweiß wird von der Baumwollwäsche gespeichert. Es entsteht ein Miniklima, ähnlich der kühlenden Wirkung des feinen Nebels in der Nähe eines Wasserfalls. Synthetische Fasern können kein Wasser speichern, sie würden den wertvollen „Quell des Lebens“ schnellmöglichst in die heiße Wüstenluft ableiten. Genau wegen dieser Eigenschaft funktioniert die Kunstfaser in den gemäßigten und kalten Klimagegenden so hervorragend.
Ein Blick auf die ortsansässigen Beduinen zeigt sie in loser, fließender, meist aus Schurwolle bestehender und dunkel gefärbter Kleidung. Sie haben Tausende von Jahren Erfahrung in der Wüste gesammelt. Noch nie sah ich einen Beduinen, der in kurzen Shorts durch den heißen Wüstensand stampfte. In der Regel bedecken sie mit ihrer Wüstenbekleidung so viel Haut wie möglich.
Ich ziehe eine Hose von “Timezone“, sie ist eine der wenigen Marken, die die Qualität einer Cargo Hosen führt, die aus 100% Baumwolle besteht. Auch der Hersteller “05.11 Tactical” bietet Cargo Hosen in einem Baumwoll /Leinen Gemisch an. Wie schon gesagt, ich kaufe eine Nummer größer und nehme noch einen guten Ledergürtel mit.
Meine Frau hingegen trägt eine Columbia.
Langärmiges Oberhemd
Alles, was ich über die Hose schrieb, gilt natürlich auch für das Oberhemd. T-Shirts fallen für mich aus, sie neigen dazu, am Oberkörper festzukleben. Dadurch werden sämtlicher UV-Schutz und der Wasserregulierungseffekt negiert.
Ich entschied mich für ein (eigentlich für Angler) konzipiertes Hemd von Columbia.
Unterwäsche hier darf es Nylon sein
Die richtige Unterwäsche ist für Langzeitwanderer wichtig. Wer in der Wüste unterwegs ist, wird seine Unterwäsche nicht jeden Tag waschen können, aus Gewichtsgründen ist ein täglicher Wäschewechsel auch nicht möglich. So bleibt letztendlich nichts anderes übrig, als den Slip oder auch den BH mehrere Tage zu tragen.
Anders als beim Hemd oder der Hose soll die Feuchtigkeit hier abgeleitet werden. Wenn an den empfindlichen Körperstellen, dort, wo die Haut zwischen den Beinen ständig feucht ist, Pilzinfektionen oder unangenehme Juckreize die Folge sind, macht das Wandern nur noch wenig Freude. Ich empfehle hier das Tragen von enganliegenden Boxershorts. Bei weiten Shorts bleibt die Feuchtigkeit wieder auf der Haut. Ein Nylon/Elastan Gemisch dürfte für die Unterwäsche ideal sein, Ich selbst trage die Shorts von Ex officio, für Frauen gibt es von der gleichen Marke auch Frauenunterwäsche. Schließlich will niemand mit einem feuchten Hintern durch die Wüste wandern. Ich nehme meistens 2 Paar Shorts mit, somit habe ich immer noch etwas zum Wechseln.
Kopfbedeckung: Hut vs Shemag
Der Kopf ist das wichtigste Werkzeug, er muss in jeder Situation gut geschützt werden.
Darüber hinaus gibt es in seiner Region exponierte Stellen wie den Hals, die Ohren und die Nase, die ebenfalls vor der Sonnen und im besten Fall auch vor dem Verdunsten von Schweiz geschützt werden müssen. Beide Funktionen bietet letztendlich nur, wie bei den Wüstenbewohnern üblich, ein großes quadratisches Tuch, die Kufiya oder oder die Shemag. Durch verschiedene Möglichkeiten, die Shemag um den Kopf zu binden, bietet sie vom normalen Kopftuch bis zum Vollgesichtsschutz die Garantie, den Kopf, den Nacken und das Gesicht vor UV-Strahlen, dem Austrocknen und auch vor Sand zu schützen. Breitkrempige Hüte oder Mützen mit Nackenschutz geben ebenfalls einen guten Schutz vor der UV-Strahlung, jedoch ist dieser oft, gerade im Gesicht, vom Stand der Sonne abhängig. Ich selbst machte mit dem Hut gute Erfahrungen. Mein Gesicht und die Nase waren jedoch verbrannt. Spätesten nach windigen bis stürmischen Tagen in der Wüste (hier verlor ich meinen Hut) schätzte ich die flexiblen Eigenschaften der Shemag. Aus Respekt vor dem Konflikt zwischen den arabischen und jüdischen Einwohnern wähle ich in Israel nicht gerade eine schwarz/weiße Shemag dem sogenannten Palituch der PLO oder terroristischen Hamas. Ein rot/weiße Shemag ist sicher eine gute Wahl.
Eine Jacke gehört zur Wüstenbekleidung
Aber es ist doch so heiß, wozu brauche ich eine Jacke?
In der Wüste können die Temperaturen zwischen Tag und Nacht eine Differenz von bis zu 40 Grad aufweisen. Schließlich fehlt der trockenen Luft in der Wüste der Treibhauseffekt. Durch die geringe Luftfeuchtigkeit strahlt der Wüstenboden seine, über den Tag aufgenommene Wärme, ungehindert in den Raum ab. Dadurch sinkt die Umgebungstemperatur ungewohnt stark und schnell.
Selbst wenn ich nur Tageswanderungen mache, ist meine Flanelljacke immer mit dabei. Als Ersatz oder nach einem Unfall kann auch eine Notfalldecke sinnvoll sein und die Wüstenbekleidung vervollständigen.
Wanderschuhe sind notwendig
Als meine Frau das erste Mal in den Bergen von Eilat auf dem Shvil Israel wanderte, zeigte sie sich ganz erstaunt, dass sie nicht über Wanderwege ging, sondern sich kletternd über den rauen und felsigen Wüstenboden fortbewegte.
Ich kann es nicht oft genug betonen. Felsiger Boden und mörderische Dornen sind die Hölle für die Füße, und nur auf meinen Füßen komme ich wieder nach Hause, ohne getragen zu werden.
Auf meiner ersten Wüstenwanderung trug ich noch Nike-Turnschuhe. Nicht nur meine Füße, sondern auch die Turnschuhe konnte ich nach einem Tag nicht mehr gebrauchen. Bei meiner nächsten Tour hatte ich ein Paar preiswerte Wanderschuhe an. Nach einer Woche sucht ich in Israel verzweifelt nach einem Schuhgeschäft.
Heute laufe ich mit Lowa Wanderschuhen, die, nach 2 Wochen Einlaufen im heimischen Harz ihre ersten, über 250 km Wüstenwanderung bestens überstanden haben.
Nie wieder werde ich bei meinen Wanderschuhen knausern. Es ist sehr einfach, Blasen oder kaputte Fußgelenke zu bekommen, aber sie sind sehr schwer zu heilen. Darüberhinaus habe ich immer ein Paar leichte Sandalen dabei. Während jeder längeren Pause habe ich meine Wanderschuhe ausgezogen und bin in meine Sandalen geschlüpft. Meine Füße haben es mir gedankt.
Socken
Natürlich trage ich auch Socken. Diese gehen bei mir mindestens über den Schuhschaft, dadurch verhindere ich Reibung zwischen dem Wanderschuhen und dem Fuß oder auch dem Knöchel. Wie auch bei der Unterwäsche verwende ich hier keine Baumwolle.
Die Firma Wigwam bietet hier ausgezeichnete Damen- und Herrensocken.
Preiswerte Stümpfe verlieren oft ihre Elastizität, so dass sie nach längerem Gebrauch in den Tiefen des Wanderschuhes verschwinden. Zwei Paar Strümpfe nehme ich bei Mehrtagestouren mit. Bei kühlen Nächten schlafe ich gerne mit zwei Paar an den Füßen.
Sonnenbrille
Schneeblind in der Wüste, ja das geht durchaus. Der Wüstensand reflektiert ca. 25 % der Sonnstrahlung durch die ohnehin reduzierte Luftfeuchtigkeit. Wer darüberhinaus noch helle Kleidung trägt, bekommt auch von ihr die harte UV-Strahlung direkt in die Augen reflektiert.
Ich empfehle Brillen, die sowohl die Front und Seiten der Augen schützen. Ein ausreichender UV-Schutz von S4 oder der Schutzklasse 3 nach EU-Norm ist wichtig
Für Brillenträger eignen sich zur Not sogenannte Clip-on Vorsätze, allerdings nur dann, wenn die Zeit für die Herstellung einer, dem Sehvermögen angepassten Sonnenbrille nicht mehr ausreicht oder wem es nicht zu teuer ist.
Fazit zu Wüstenbekleidung: Packliste
- ein langes Oberhemd -Baumwolle (bei Amazon ansehen)
- eine lange Hose- Baumwolle (bei Amazon ansehen)
- eine Flanelljacke (bei Amazon ansehen)
- zwei Shorts/Slips aus Nylon (bei Amazon ansehen)
- zwei Paar Strümpfe aus Nylon (bei Amazon ansehen)
- ein Paar Wanderschuhe (bei Amazon ansehen)
- ein Paar Sandalen/Latschen (bei Amazon ansehen)
- Kopfbedeckung/ Shemag (bei Amazon ansehen)
- Sonnenbrille (bei Amazon ansehen)
- Notfalldecke (bei Amazon ansehen)
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Hallo Aaron
Danke für die konkretwn Tipps!:)
Ich mache im September den nördlichen Teil (tel dan- jerusalem). Würdest du aufgrund der Hitze die gleiche Packliste wie für die Wüste empfehlen? Reicht in der Nacht ein Seidenschlafsack oder wird es doch recht kalt? Und die letzte Frage: ist im nördlichen Teil ein Zelt empfehlenswert oder gibt es genügend günstig Unterkünfte auf dem Weg?
Liebe Grüsse,
Vendeline
Hallo Vendeline,
Sorry für die späte Antwort, aber ich war eine zeitlang auf Tour.
Toll , das du den nördlichen Teil laufen möchtest, ich war auch gerade im Tel Dan Nationalpark, es ist herrlich da.
Nochmal grundsätzlich, hier unter Wüstenbekleidung, habe ich wirklich Sachen genommen wie man sie bei wirklichen heißen Temperaturen nehmen soll. Ich komme auch gerade aus dem Negev, da hatten wir jetzt im Juli um die 45 Grad.
Bei “normalen” Temperaturen also wie im Norden oder auch in der Wüste unter 30 Grad. Nehme ich keine Baumwolle. Sondern Klamotten mit Mischfasern, gute Erfahrung habe ich z.b mit der Firma Bergans gemacht, die Hosen liebe ich geradezu. Schöffel und Co erscheinen mir nicht ganz so strapazierfähig. Im Norden würde ich auch kein Solarpanel mitnehmen.
Schlafsack ist eine gute Frage, wenn du ohne Zelt und nur in Hostel oder bei Trail Angels übernachtest, wird er sicher reichen. Ich kenne leider die Daten deines Schlafsackes nicht, aber mit 10 Grad bist du auf der sicheren Seite. im September bis Oktober kannst du mit ca. 18-16 Grad in der Nacht rechnen , aber es kann in den frühen Morgenstunden auch mal 9 Grad werden. Ab November wir es dann wesentlich kälter.
Unterkunft wirst du sicher finden, ob es immer preiswert ist kann ich nicht sagen, Du wanderst zur Hauptwanderzeit der israelischen Shvilisten, Trail Angel können belegt sein, Hostels und Hotel sind auch gerade zu Sukkot recht teuer, ich würde eine kleines Zelt mitnehmen.
Viel Spaß auf dem Israel National Trail
Liebe Grüße Arom